Riesenchromosomen

Riesenchromosomen
Riesenchromosomen,
 
Polytänchromosomen, besonderer Chromosomentyp; Riesenchromosomen entstehen durch wiederholte Chromosomenverdopplungen (Endomitose) ohne nachfolgende Trennung der Tochterchromosomen; etwa 0,1 bis (maximal) 0,5 mm lange und bis über 0,02 mm breite Bündel aus bis zu 1 000, im Extremfall sogar über 30 000 dicht parallel nebeneinander liegenden Chromatidenfäden, wobei nicht alle Abschnitte der zugrunde liegenden DNA-Doppelstränge in gleichem Ausmaß vermehrt sind. Nicht selten sind in den Riesenchromosomen die homologen Chromosomen und deren Abkömmlinge miteinander vereinigt, sodass nur ein haploider Chromosomensatz zu erkennen ist.
 
Riesenchromosomen kommen v. a. bei den Larven von Zweiflüglern (Dipteren; z. B. bei Taufliegen- und Zuckmückenlarven) vor, und zwar in den Zellen der Speicheldrüsen, der Malpighi-Gefäße und des Darms, ferner auch im Großkern der Wimpertierchen, ebenso u. a. im Endosperm der Samenanlagen von Blütenpflanzen (z. B. der Gartenbohne). Außer der Größe sind für die Riesenchromosomen noch zwei Strukturen charakteristisch, die für die Genetik von großer Bedeutung sind: die bei Färbung sehr stark in Erscheinung tretenden, sich aus den auf gleicher Höhe nebeneinander angehäuft liegenden, einander entsprechenden Chromomeren zusammensetzenden Banden, die zusammen mit den kaum angefärbten Zwischenscheiben ein typisches, artspezifisches Querscheibenmuster ergeben; dessen sichtbare Veränderungen sind Hinweise auf Chromosomenmutationen (v. a. Deletionen und Translokationen), was im Vergleich mit den (phänotypischen) Merkmalsveränderungen die Aufstellung von detaillierten Chromosomenkarten ermöglicht hat. Die zweite Besonderheit stellen wechselnde »Aufblähungen« an den Riesenchromosomen dar. Es sind dies Puffs beziehungsweise Balbiani-Ringe genannte, aufgelockerte Chromosomenabschnitte, Bereiche hoher Transkriptionsaktivität.

Universal-Lexikon. 2012.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Riesenchromosomen — Riesenchromosomen, Polytänchromosomen, durch schrittweise Chromosomenvermehrung ohne Kernteilung (⇒ Endomitose) entstandene, v.a. in den Geweben (insbesondere den Speicheldrüsen) von Dipteren, bei Protozoen (Ciliaten) und manchen Pflanzen… …   Deutsch wörterbuch der biologie

  • Riesenchromosom — Polytänchromosomen in einer Speicheldrüsenzelle von Chironomus sp …   Deutsch Wikipedia

  • Balbiani-Ring — Polytänchromosomen in einer Speicheldrüsenzelle von Chironomus sp. Präparierte Polytänchromosomen von Drosophila Als Riesenchromosom oder Poly …   Deutsch Wikipedia

  • Balbianiring — Polytänchromosomen in einer Speicheldrüsenzelle von Chironomus sp. Präparierte Polytänchromosomen von Drosophila Als Riesenchromosom oder Poly …   Deutsch Wikipedia

  • Chromosom — Übergeordnet Zellkern Karyoplasma Untergeordnet Zentromer …   Deutsch Wikipedia

  • Chromosomen — Metaphase Chromosomen aus einer menschlichen, weiblichen Lymphozytenzelle, Färbung mit dem Fluoreszenzfarbstoff Chromomycin A3. Die Chromosomen liegen teilweise übereinander. Jedes …   Deutsch Wikipedia

  • Chromosomenanzahl — Metaphase Chromosomen aus einer menschlichen, weiblichen Lymphozytenzelle, Färbung mit dem Fluoreszenzfarbstoff Chromomycin A3. Die Chromosomen liegen teilweise übereinander. Jedes …   Deutsch Wikipedia

  • Metazentrisches Chromosom — Metaphase Chromosomen aus einer menschlichen, weiblichen Lymphozytenzelle, Färbung mit dem Fluoreszenzfarbstoff Chromomycin A3. Die Chromosomen liegen teilweise übereinander. Jedes …   Deutsch Wikipedia

  • Polytänchromosom — Polytänchromosomen in einer Speicheldrüsenzelle von Chironomus sp. Präparierte Polytänchromosomen von Drosophila Als Riesenchromosom oder Poly …   Deutsch Wikipedia

  • Polytänisierung — Polytänchromosomen in einer Speicheldrüsenzelle von Chironomus sp. Präparierte Polytänchromosomen von Drosophila Als Riesenchromosom oder Poly …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”